Pferde im Coaching gesund erhalten

Pferde im Coaching gesund erhalten


Körperliche und mentale Gesundheit des Coachingpferdes




 Inhalt
  1. Haltung
    1. Sozialkontakt 
    2. Stall  
    3. Fütterung
    4. Bewegung 
  2. Mentale Gesundheit des Pferdes im Coaching   
    1. Stress des Pferdes erkennen   
    2. Stress der Pferde im Coaching reduzieren  
  3. Literaturempfehlung zum Thema „Pferde im Coaching gesund erhalten“  
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Das Pferd ist ein Lebewesen, dessen Würde, Selbstwert, Charakteristik und natürliche Bedürfnisse respektiert werden müssen. Dem gegenüber steht seine Inanspruchnahme und die Nutzung durch den Menschen. Beides kann aber grundsätzlich in Einklang gebracht werden.

Wir als Coaches haben die Verantwortung, dass die Pferde nicht ungerechtfertigt oder übermäßig belastet werden. Wir sollten ethisch abwägen und beispielsweise darauf achten, dass die Haltung, Ausbildung und Benutzung nicht das Wohlergehen der Tiere gefährden.

Merke: Die Pferde im pferdegestützten Coaching sind besonders auf einen geistigen und körperlichen Ausgleich angewiesen!! 

Sehen wir uns einmal die grundlegenden Themen Haltung von Pferden, Fütterung und Bewegung an (sog. pferdegerechte Haltung), bevor wir uns der psychischen/mentalen Gesunderhaltung von Pferden im Coaching widmen. Stimmt die Haltung, ist schon ein großer Teil geschafft.

1.    Haltung des Coaching-Pferdes

1.a. Sozialkontakt

Pferde sind Herdentiere und sollten keinesfalls allein gehalten werden. Grundsätzlich sollten die Tiere in Herden- oder Gruppenhaltung mit Artgenossen stehen (Esel sind z.B. kein Ersatz für Pferde, ähnlich wie Orang-Utans nicht für den Menschen). Pferde benötigen möglichst viel freie Bewegung und funktionierende Sozialstrukturen, ähnlich wie auch der Mensch. Der Unterschied zu Menschen ist aber, dass die Pferde besonders zur Nachtruhe ihre Sozialkontakte pflegen und ausbauen. Da wird mal am Nachbarpferd geknabbert und enger Kontakt gepflegt. Manche halten zwar Abstand, aber rücken näher an die Gruppe und ordnen sich ein. Diese abendliche Zeit festigt die soziale Bindung und das Vertrauen untereinander. Dadurch lernen die Tiere, in einer Ordnung zu leben und sich zu sozialisieren.  
Achtung: Wenn mehr als ein Pferd zum Coaching eingesetzt wird, muss vorher die Rangordnung geklärt sein. Die Pferde müssen vorher ausreichende Möglichkeiten haben, sich kennenzulernen, die Hierarchie zu klären und miteinander zu sozialisieren.

1.b. Stall

Ebenso benötigen Pferde für ihr Wohlbefinden eine eigene Individualdistanz, d.h. sie benötigen ausreichend Platz. Die Stallform ist nicht immer frei wählbar, es liegt an den Gegebenheiten vor Ort, aber wir bevorzugen Offenstallhaltung, Paddock-Paradies, Aktiv Stall, Bewegungsanlagen, Aussenklimaställe oder ähnliche Systeme, die viel Freiraum und -luft bieten. Boxenhaltung ist nur dann eine Lösung, wenn die Box mindestens Fenster und/oder Austritt hat, und nur unter folgenden zwei Bedingungen: 1. Es muss ausreichend Platz in den Boxen geben (siehe Berechnungsbeispiel unten), 2. Die Boxen müssen auch ausgleichenden, großzügigem Auslauf und Sozialkontakt bieten. D.h. die Pferde müssen sich in Gruppen, täglich, zu allen Jahreszeiten, auf Wiesen oder Paddocks (mit freiem Zugang zu Wasser, ggf. Heu), aufhalten dürfen, wo sie großzügig bemessene gemeinsame Zeit haben und ausreichend soziale Kontakte pflegen können.

Grundsätzlich gilt als Faustformel für Boxengrößen als absolutes Mindestmaß (Widerristhöhe x 2) hoch 2, zzgl. 20% für bewegungsaktive Rassen (z.B. Vollblüter)

Beispiel: Pferd 1,70m bedeutet: 3,40m x 3,40m = 11,56 qm + 20% = 13,87 qm Mindestgröße der Box. Je mehr, desto besser. Je freier, desto besser.

Für einen Gruppenlaufstall mit integrierten Fressständen und ständigem Zugang zum Auslauf: Liegefläche mind. 3xWiderristhöhe zum Quadrat pro Pferd (ca. 9 qm); mit getrenntem Fressbereich mind. 2,5x Widerristhöhe zum Quadrat pro Pferd (ca. 7 qm)

Auch ein Offenstall und ähnliche Systeme haben Mindestanforderungen, die hier nicht alle im Einzelnen betrachtet werden können; bei Interesse schreibt uns einfach an. 

1.c.  Fütterung

Früher wurden Pferde in Kutschen eingespannt oder waren Helfer in der Landwirtschaft und Industrie. Sie waren „echte Arbeitstiere“. In dieser Zeit benötigten die Pferde Futter mit hohem Energiewert, das schnell zur Verfügung stand und leicht verdaulich war. Ein gängiges Futter war Hafer.

Heutzutage wird das Pferd als Freizeitpartner, Sportpartner und Familienmitglied eingesetzt. Eine gewerbliche Nutzung des Pferdes aufgrund seiner Kräfte ist eher selten geworden. Auch wissen wir heute deutlich mehr über Pferdeverdauung als früher. Inzwischen ist vielen Pferdehaltern bekannt, welche Schäden z.B. ein Eiweißüberschuss verursacht oder welche Bedeutung die Salzversorgung hat. Deshalb möchte ich die Fütterung nicht pauschal beschreiben; es empfiehlt sich immer, Expertenwissen zu nutzen und mit der Haltung, persönlicher Konstitution, Rasse und der „Verwendung“ des Pferdes abzugleichen. Shetlandponys haben einfach andere Bedürfnisse als ein Rennpferd.

1.d. Bewegung

Das Pferd als Fluchttier braucht täglich freie Bewegung (auch wenn es geritten wird) in Form von Weide oder Paddock. Das Maß der Bewegung (nach Prof. Dr. Zeeb) verdeutlicht den Unterschied der Bewegung zwischen den unterschiedlichen Haltungsformen.

PferdeStrecke (km)     
  • Naturnahe Haltung:  6-17 
  • Tagesweide: 3,5
  • Gruppenauslaufhaltung: 1,8
  • Einzelbox: 0,17

Schritte
  • Naturnahe Haltung:  7.500-21.250
  • Tagesweide:  3.500
  • Gruppenauslaufhaltung:  2.250
  • Einzelbox:    578(*)    

Schrittlänge (m)
  • Naturnahe Haltung:    0,8-3,5
  • Tagesweide:  0,8-3,5
  • Gruppenauslaufhaltung:  0,8-1,2
  • Einzelbox: 0,3
(*) davon 39% seitlich, 32% drehend, 9% rückwärts, 20% geradeaus (Pferde bewegen sich bei freier Wahl überwiegend geradeaus)

2.    Mentale Gesundheit des Pferdes im Coaching

Wenn pferdegerechte Haltung und Fütterung gewährleistet sind, Sozialkontakte und Bewegung ermöglicht werden, ist die Basis für ein gesundes Pferd gegeben. Nun geht es noch um die emotionale Stabilität im Coaching – denn das Pferd trifft auf viele unterschiedliche Menschen, die alle unterschiedliche Charaktere und Herangehensweisen haben. Auch wenn das Pferd im Coaching körperlich eher wenig zu tun hat, können manche Coachees oder manche Situationen das Pferd psychisch sehr belasten und zu Stress führen.

Es sind wissenschaftliche Studien erstellt worden, dass Pferde so sozial intelligent sind, dass sie sogar die Gefühlslage eines Menschen erkennen – nicht nur live, sondern sogar anhand von Bildern - und sich auch noch später dran erinnern. All die Gefühlslagen der Coachees können einem Pferd auch mal zu viel werden. Wichtig ist es daher, auf das Pferd zu schauen und wahrzunehmen, wie der aktuelle Zustand physisch und psychisch ist.

2.a. Stress des Pferdes erkennen

Grundsätzlich informiere ich mich vor einem Coaching, wie meine Pferde „drauf“ sind. Waren die letzten Tage oder Wochen anstrengend? Sind die Tiere vital oder haben sie aktuell Stressanzeichen?

Schauen wir uns zunächst die typischen Stressanzeichen an. Die Pferdemenschen kennen sie alle: Aufgeblähte Nüstern, weit aufgerissene Augen, hochgetragener Kopf, Schweif weit vom Körper, das Pferd reagiert auf jedes kleinste Zeichen (Fliege) oder wirkt unruhig. Auch das Flehmen, Gähnen oder Zittern sind den meisten Pferdemenschen geläufige Stressanzeichen.

Doch weit seltener bekannt ist zum Beispiel die Vierbeinbremse: Das ist ein regungsloses Verharren und ein Zeichen von Stress (typisch: vor dem Hänger stehen und nicht rein gehen). Nicht jedes Pferd sucht sein Heil in der Flucht! Besonders bei den introvertierten oder schüchternen Pferdetypen kann man diese sogenannte Freeze-Strategie beobachten. Es kann aber auch rassetypisch sein (Isländer schützt das z.B. vor Einbruch ins Eis) oder auf vorherigen Erfahrungen des Pferdes beruhen. Die Pferde schalten ab und sind nach innen gekehrt, machen dicht, weil sie die Reize nicht aushalten oder Angst haben. Häufig wird das mit Ungehorsam verwechselt und verursacht fatale Entscheidungen des Pferdeführers.

Auch kann gezieltes Schnappen und Strickfressen auf Stress hinweisen. (Wir reden aber nicht von dem „befummeln“ oder ähnlichem, sondern wenn eine sogenannte Übersprunghandlung entsteht: Die Tiere kauen dann unentwegt am Strick oder schnappen gezielt und schnell bzw. hektisch.)

Manche Pferde haben viel subtilere Stress-Zeichen wie z.B. die Frequenz des Augenblinzelns, das Luft anhalten oder Augenlidzucken. Ebenso gehören stereotype Verhaltensweisen oder „Abschalten“ dazu. Mit Abschalten ist gemeint, dass Pferde sehr ruhig oder entspannt wirken, sich in Wahrheit aber innerlich zurückgezogen haben. Dieses Phänomen ist auch unter „erlernte Hilflosigkeit“ bekannt geworden.

Auch das Zähneknirschen oder das Aufeinanderpressen der Lippen beim Auftrensen können auf Abwehrverhalten und Anzeichen von Stress hinweisen. 

Häufig werden Äußerungen von Stress oder Schmerz als Unart interpretiert. Es gibt leider nur ein geringes Bildungsangebot, welches fundierte Aufklärung bieten könnte, um Stress und Schmerz bei Pferden von anderem Verhalten zu unterscheiden. Hier möchten wir gerne auf das eBook von Dania Hinnaui hinweisen, welches demnächst erscheint und dieses Thema endlich aufgreift.

Es ist uns durchaus bewusst, dass die Deutung der Zeichen eine große Herausforderung darstellt. Studien belegen, dass Stress-Anzeichen häufig nicht erkannt oder fehlinterpretiert werden, unabhängig davon, ob die Person Pferde-Profi ist oder nicht. Daher sollten wir unsere Pferde genau beobachten, denn unser aller Bestreben sollte es sein, unsere Partner und Co-Coach Pferde gesund zu erhalten und bestmöglich zu unterstützen. Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen und wird auch in unseren Ausbildungen und in unserer EQzellent Community immer wieder besprochen.

2.b. Stress der Pferde im Coaching reduzieren 

Was können wir also tun – unabhängig davon, ob wir den Stress erkennen oder nicht?

Erstens geben wir klare Anweisungen an die Coachees und Seminarteilnehmer*innen, was erlaubt ist und was nicht. Wir intervenieren rechtzeitig, bevor es zu gefährlichen Situationen kommt.

Zweitens empfehlen wir, unbedingt zwischen den Übungen immer Pausen einzulegen, in denen das Pferd fressen und sich entspannen kann. Ein 3-stündiges Seminar oder Coaching lässt sich noch ohne Pferdewechsel durchführen, wenn die Pferde Pausen bekommen. Besser wäre es, mit wechselnden Pferden zu arbeiten, was aber nicht immer möglich ist.

Weiterhin empfehlen wir, am Vortag dem Pferd eine entspannte Atmosphäre zu bieten und es nicht zu überanstrengen.

Wichtiger noch ist der Folgetag bzw. die Zeit nach dem Coaching/Seminar: Hier empfehlen wir, dass das Pferd eine Ruhepause einlegen darf, mit reichlich Weidegang. Denn Kopfarbeit ist vor allem eins: Anstrengend und Energie raubend.
In diesem Sinne wünsche ich euch ein „gutes Händchen“ bei der Gesunderhaltung eurer Pferde als Co-Trainer.

3. Literaturempfehlung zum Thema „Pferde im Coaching gesund erhalten“

Links
Bücher:
  • Ebook von Dania Hinnaui (erscheint demnächst, Link folgt)
  • Pferdehaltung und Permakultur. Neue Ansätze für eine ökologische und wirtschaftliche Offenstallhaltung (Dr. Tanja Romanazzi)
  • Paddock Paradise: A Guide to natural Horse Boarding (Jaime Jackson)

Liebe Grüße,
Diana Brasse

P.S. Von den Pferden lernt man am meisten über sich selbst, denn das Pferd ist des Menschen Spiegel, also achte auf dein Pferd und schau, was es dir mitteilt. 


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